worte katze | schön
ludwigFür Kater Ludwig (April 1992-März 2004)




Tief in mir drinnen lauert die Gewalt, sie muß gezügelt werden, denn wenn sie ausbricht, bin ich eine Gefahr für meine Katze. Ich schlage sie nicht, das ist primitiv für mich als Menschen, der sich überlegen fühlt, ich träume davon, sie zu schlagen, ich genieße es dabei nicht, ich träume nur davon. Gewalt braucht Ventil, so ein ansteigender Druck ohne jedes Ventil bringt alles zum bersten. Katzen sind solche Ventile, sie können Gewalt aufnehmen, ohne sie würde das ganze Universum zum bersten gebracht. Die Katze schafft Ruhe, Katzen verlängern die Lebenserwartung, sie normalisieren Hypertonie. Eine Katze, auf einem Sofa ausgestreckt, strahlt in den gesamten Raum aus, sie wird ein Pol der Ruhe, der Raum umher scheint sich um das Tier zu drehen, einige Teile schneller, andere langsamer. Aber alle Teile sind in Bewegung, nur ihr Zentrum nicht. Was für ein Pakt: Sieh mich an, freue dich an mir, streichele mich, sei Quell meines Futters, arbeite hart dafür, mach mir die Dosen auf, denn ich werde dein Leben verlängern. Mach dir keine Gedanken um die umgestürzte Vase, um den zerkratzten Sessel, ich habe dein Leben in der Hand, sei mir dankbar, denn ich bin da. Dein Gewinn liegt in der Zeit, die ich dir zusätzlich zugestehe, mehr Erfahrungen zu machen. Ich gebe dir Werkzeuge in die Hand, wenn nur mein Futter schmeckt und mein Klo nicht stinkt. Was du mit deinem Leben machst, ob du diese Zeit nicht doppelt an mich verlierst, wasch meinen Napf, säubere mein Klo, mach dir darüber keine Gedanken.